Netzwerken

"Netzwerken ist heutzutage entscheidend", sagt sie.
Ich seufze. "Wie gut, dass ich quasi der Anti-Typ fürs Netzwerken bin." Mein Blick wandert aus dem Fenster. "Wenn es nach mir geht, bin ich - sinnbildlich, im übertragenen Sinne - der Wanderer im Wald." Ich schmunzele ein wenig über das Bild, käme ein Einsiedler fast auf dasselbe raus, aber ließe sich dieser zumindest an Ort und Stelle finden. "Begegnungen sind folglich zufällig, zumindest, was neue Menschen angeht. Jene, die schon mal mit mir zusammengearbeitet haben, wissen, wo sie mich finden."

Mein Fokus verschiebt sich auf einen Vogel, der auf dem Ast des Baumes entlanghüpft. "Ich habe überlegt, ob ich meine nebenberufliche Tätigkeit nicht einfach sein lasse."
"Weil dich keiner findet."
"Weil niemand zu mir kommt."
"Wie soll jemand zu dir kommen, wenn keiner weiß, dass es dich gibt."
"Zufällig", laufe ich einen Ausweichschritt zur Seite und lache.
"Dann musst du's auch nicht sein lassen, oder?"

Ich drehe den Stift in der Hand und denke mir, dass es vermutlich helfen würde, ein paar Schilder in den Wald zu stellen. Wegweiser oder Hinweisschilder, wann ich hier wieder vorbeikäme oder dass die Leute einfach nur rufen müssten.

"Im Kern ist deine Zielgruppe Menschen, die sich schon im Wald befinden. Sei es auf der Suche nach neuen Erfahrungen oder weil sie sich im Dickicht verloren haben."
"Das Gefühl haben, sich im Dickicht verloren zu haben."
"Sich im Dickicht verloren haben", sagt sie mit eindrücklichem Nachdruck und ich verstehe, was sie mir damit sagen will.

Wir schweigen uns wortlos an und mein Blick wendet sich wieder dem dunklen Vogel zu, der sich immer noch mit dem Baum auseinandersetzt.
Ihr Blick ruht auf meinem Blick. "Die Menschen, die zu dir kommen, wissen um deinen Wert, oder erahnen ihn zumindest", spricht sie mit weicher Stimme, "sonst wären sie nicht im Wald. Löse dich von den Menschen in der Stadt und dem, was sie denken könnten."

Ihre Worte zerfließen an der Fensterscheibe. Der Vogel hebt den Kopf.