Liebeserklärung
"Das klingt fast nach einer gegenseitigen Liebeserklärung", sagt er als ich ihm die Zeilen in die Hand drücke.
"Gewissermaßen ist es eine gegenseitige Liebeserklärung", entgegne ich unbeeindruckt.
"Und wieso bist du dann so ruhig?" Seine Frage ist berechtigt, könnte man, er, jede:r davon ausgehen, dass dies ein Grund zur Panik sei.
"Es hat nichts mit mir zu tun. Nichts mit ihr. Nichts mit uns. Es ist schlichtweg da."
"Es im Sinne von außerhalb von Raum und Zeit?", fragt er.
Ich nicke.
"Aber wie kann etwas außerhalb von Raum und Zeit sein?"
"Ich weiß es nicht", zucke ich mit den Schultern, "aber ich finde es nicht minder spannend."
"Auch, wenn es dich zugleich mit der Wirklichkeit des Lebens konfrontiert? Hier. Jetzt."
"Nicht hier. Nicht jetzt", entgegne ich ihm. "Vielleicht später, vielleicht auch nicht."
Er und ich hatten schon häufiger darüber gesprochen, dass wir Menschen die Zukunft in allen möglichen Varianten antizipieren. Meinen zu wissen, was passieren wird, passieren muss. Wie wir den eigenen Aufstieg skizzieren, um uns dann dem erneuten Fall hinzugeben, mit dem wir nichts zu tun gehabt haben wollen.
"Du weißt schon wie absurd das klingt, oder?" Sein Blick ist getragen von einem Hauch Ungläubigkeit.
"Tut es das?", frage ich zurück.
Er schaut mich verdattert und ahnungslos an. Hier. Jetzt.
"Am Ende ist es keine Liebeserklärung an sie, mich oder uns, sondern an das Leben. An das Sein."
"In dem Moment."
Ich nicke.
Hier. Jetzt.
Buch: Das lebende Buch
Geschichten:
Personen: Er, Qube
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