Kosmische Ladung

"Bist du sicher, dass du so nach draußen gehen willst?"
Durch meine Adern pulsiert ein rhythmisches Licht. "Schau mal, wie das leuchtet", betrachte ich voller Staunen meinen eigenen Körper.
"Du weißt schon, dass das ein wenig leichtsinnig ist?" Seine Stimme klingt nicht ganz so spielverderbend wie die Worte seines Satzes.
Ich schätze seine Vorsicht und Sorge und dimme die Helligkeit meines Pulsschlags. "Findest du es wirklich leichtsinnig, dass ich sie treffen will?"
"In deinem Zustand?"
Ich nicke.
"Ich meine, ihr könntet zusammen eine Supernova bilden. Ist das leichtsinnig?"
"Ist es das?"
"Sag du's mir."
"Sag du's mir doch!"

Wir spielen uns die Bälle hinterher und wenngleich er mir keine klare Antwort gibt, schätze ich seine Anwesenheit, bringt auch er mich zum Leuchten.

"Ist es leichtsinnig, dass ich mit dir abhänge?"
"Wir sind gleich", beantwortet er die Frage, ohne sie wirklich zu beantworten.
"Sie und ich sind uns auch sehr ähnlich", versuche ich auf seiner unausgesprochenen Argumentation aufzubauen, in dem Wissen, dass meine Ausführung für ihn nur wie ein zu hoher Turm aus Bauklötzen ist: Hochgradig wackelig.

"Ihr seid beide zwei kleine Sterne", sagt er mit einem wohlwollenden Schmunzeln.
"Hast du sie schon mal strahlen gesehen?" In meinen Augen funkeln unzählige Leuchtpunkte.
"Ich kann es mir vorstellen", sagt er mit andächtiger, fast altersweiser Stimme.
"Also?", wiederhole ich unausgesprochen die noch offene Frage.
"Manchmal ist's der Leichtsinn, der das Leben lebenswert macht."
"Meinst du, dass es uns zerreißt?" Mein Leuchten bewegt sich konzentriert auf Ruhepulsniveau.
"Ihr seid Sterne, keine Asteroiden. Es liegt auch in eurer Hand."

Auch (k)eine Antwort.